Lass Deinen Hund nicht im Regen stehen

Jennifer Holst • 27. September 2025

Lass Deinen Hund nicht im Regen stehen – Warum ein Plan B im Dummytraining Gold wert ist

Kennst Du das? Man hat eine Trainingsaufgabe mit dem Hund im Kopf, stellt sich den perfekten Ablauf vor, geht mit einem guten Gefühl an den Start – und dann läuft es ganz anders als gedacht. Der Hund reagiert nicht so, wie wir es erwartet haben, macht vielleicht etwas völlig anderes oder bleibt unsicher stehen. Was nun?

Genau darum geht es in diesem Beitrag: nicht darum, warum etwas schiefläuft, sondern darum, wie wichtig es ist, einen Plan B (oder sogar Plan C) parat zu haben.

Warum läuft es nicht nach Plan?
Im Dummytraining treffen wir auf viele Einflussfaktoren, die wir nicht immer kontrollieren können:
  • Windrichtung verändert die Wahrnehmung der Markierung.
  • Gelände oder Bewuchs erschweren dem Hund die Orientierung.
  • Die eigene Körpersprache war vielleicht unklar
  • Der Hund ist abgelenkt oder über motiviert.

Die Ursachen sind vielfältig und individuell. Entscheidend ist nicht nur ein angepasstes Training, sondern unsere Reaktion darauf, wenn etwas nicht nach Plan läuft.

Typischer Stolperstein: Planlosigkeit

Immer wieder erlebe ich im Training, dass Hundeführer am Startpunkt stehen, den Hund sofort ableinen und losschicken – ohne vorher über mögliche Szenarien nachgedacht zu haben. Läuft es dann nicht wie geplant, schauen sie dem Hund tatenlos hinterher.

Diese Passivität hat zwei große Risiken:
  • Unerwünschte Verhaltensweisen schleichen sich ein, weil der Hund selbst entscheidet, wie er die Situation löst.
  • Unsicherheit beim Hund, weil er merkt: „Mein Mensch weiß auch nicht, was zu tun ist.“
Beides wirkt sich langfristig negativ auf die Zusammenarbeit aus.

Die richtigen Fragen vor dem Start
Um vorbereitet zu sein, lohnt es sich, vor dem Ableinen einige wichtige Punkte durchzugehen. Das dauert nicht lange, wird aber mit etwas Übung zur Routine:
  • Was ist das Trainingsziel dieser Aufgabe?
    → Klarheit im Kopf sorgt für Klarheit in der Kommunikation mit dem Hund.
  • Wo liegen mögliche Schwierigkeiten?
    → Gelände, Ablenkungen, Wind – alles Faktoren, die das Training beeinflussen können.
  • Welche Probleme könnten auftreten?
    → Z. B. Hund läuft zu weit, dreht ab, verliert die Orientierung.
  • Wie kann ich diese Probleme im Vorfeld verhindern?
    → Klare Körpersprache, sauberes Markieren lassen, Hilfen sinnvoll einsetzen.
  • Wie reagiere ich, wenn Problem X oder Y auftritt?
    → Bereits vorher zu überlegen, wie man im Zweifel eingreift, verhindert hektisches oder unüberlegtes Handeln.

Praxisbeispiele aus dem Training
Damit klarer wird, was „Plan B“ in der Realität bedeutet, hier einige typische Situationen:

Beispiel 1: Die Markierung wird überlaufen
Du schickst Deinen Hund auf eine Markierung ins hohe Gras. Er läuft aber deutlich zu weit, weil er das Dummy nicht gleich findet.

Plan B: rechtzeitig stoppen, ein kleines Einweisen geben (z. B. „Back“ oder „Hier“) und den Hund wieder in den Bereich der Fallstelle bringen.
Ohne Plan: der Hund sucht kreuz und quer, wird immer weiter weggetragen und lernt: „Ich entscheide selbst, wie ich suche.“

Beispiel 2: Verleitung durch Wildgeruch
Der Hund ist auf einer Memory-Aufgabe unterwegs, doch plötzlich nimmt er Wildgeruch auf und biegt ab.

Plan B: ruhiges Rückrufsignal, neu ansetzen und die Aufgabe ggf. vereinfachen, damit er wieder erfolgreich wird.
Ohne Plan: der Hund arbeitet eigenständig Spuren, das Dummy wird zweitrangig.

Beispiel 3: Unsicherheit im Gelände
Dein Hund soll ein Dummy in eine Senke holen, bleibt aber am Rand stehen und traut sich nicht hinein.

Plan B: selbst ein paar Schritte mitgehen, den Hund mit freundlicher Stimme motivieren oder ein vereinfachendes Einweisen nutzen.
Ohne Plan: der Hund bleibt verunsichert, meidet künftig ähnliche Geländeübergänge.

Beispiel 4: Übermotivation am Start
Du leinst Deinen Hund ab, er schießt sofort nach vorne, noch bevor Du ihn freigegeben hast.

Plan B: Aufgabe abbrechen, den Hund erneut ruhig aufstellen und erst losschicken, wenn er wirklich konzentriert ist.
Ohne Plan: der Hund verknüpft: „Selbstständiges Losrennen lohnt sich.“

Warum Zeit am Startpunkt so wertvoll ist
Gerade Einsteiger möchten häufig „schnell loslegen“. Doch dieser Moment am Start ist entscheidend:
  • Der Hund kann sich sammeln und fokussieren.
  • Er bekommt die Chance, das Gelände zu erfassen.
  • Auch der Mensch hat Zeit, den eigenen Plan noch einmal durchzugehen.
Ein kurzes Ritual am Startpunkt stärkt nicht nur die Konzentration des Hundes, sondern auch die eigene innere Ruhe.

Training mit Plan – mehr Sicherheit, mehr Erfolg
Mit einem Plan im Kopf gehst Du ganz anders an eine Aufgabe heran:
  • Du bist gelassener, weil Du weißt, was zu tun ist.
  • Dein Hund spürt Deine Klarheit und Sicherheit.
  • Fehler werden nicht zum Stressfaktor, sondern zur Trainingschance.
Vor allem, wenn Du die Schwierigkeit langsam steigerst („am Lack kratzen“), also Deinen Hund bewusst etwas mehr forderst, ist ein klarer Plan unverzichtbar. So bleibt das Training strukturiert, fair und erfolgreich – für Dich und Deinen Hund.

👉 Fazit: Im Dummytraining geht es nicht darum, dass alles immer perfekt läuft. Entscheidend ist, dass Du vorbereitet bist, flexibel reagieren kannst und Deinem Hund jederzeit Orientierung bietest.
Mit Plan B oder C im Kopf lässt Du ihn nie „im Regen stehen“.

Dein 🌳🌲& 🐕 - Hundetraining